Sechs Tage auf den Färöern – Tag 4

16.08.2015: Am vierten Tag unserer Reise, einem Sonntag, kamen wir kilometermäßig nicht ganz so weit herum. Stattdessen ließen wir uns abermals auf färöische Kunst ein – und auf einen Segeltörn mit einem Schoner, inklusive Grottenkonzert.

Der Tag ging (nach dem üblichen hervorragenden, üppigen Frühstück im Hotel) los mit einem Spaziergang zum Kunstmuseum „Listasavn Føroya.“ Lisbeth führte uns durch eine Besonderheit: einen Wald! Auf den Färöern gibt es ja so gut wie keine Bäume (das Klima … die dünne Erdschicht … die Schafe …), darum ist der Stadtpark Viðarlundin í Havn in Tórshavn schon etwas Besonderes.

Das Kunstmuseum beherbergt die bedeutendste Sammlung färöischer Kunst. Hier lernten wir zum Einen Edward Fuglø von einer anderen Seite kennen und bekamen zum Anderen einen Eindruck von weiteren wichtigen KünstlerInnen der Färöer. So z. B. von dem von der westlichsten Insel Mykines stammenden und nach ihr benannten Sámal Joensen-Mikines (1906-1979), der als der erste „richtige“ färöische Künstler gilt – sein Stil ist nordisch-expressionistisch. Von ihm stammen die imposanten, in dunklen Farben gehaltenen Ölgemälde „Vor dem Begräbnis“ und „Nach dem Begräbnis“ (1935), die mich in der Intensität der Darstellung von Trauer stark an Fritz Mackensens in der Großen Kunstschau Worpswede ausgestelltes Gemälde „Trauernde Familie“ von 1896 erinnerten, das jedoch farblich nicht ganz so düster ist. Beeindruckt hat mich vor allem bei „Vor dem Begräbnis“, wie es dem Künstler gelungen ist, allein durch Andeutungen ein klares Ganzes und eine Atmosphäre zu schaffen: So ist nur der Bruchteil eines Sarges zu sehen, die Gestalten sind schemenhaft von hinten dargestellt, nur ein Gesicht ist im Profil zu sehen, allein durch ein kleines Fenster fällt Licht. Und doch ist klar, das sich hier Trauernde um einen Sarg versammelt haben.

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Auf ganz andere Art beeindruckend fand ich außerdem das Installationskunstwerk „The Blue Deep“ des 1944 geborenen Tróndur Patursson: einen mit Spiegelglas ausgekleideten Container. Das Gefühl beim Betreten dieses dieses Raums war einfach unbeschreiblich. Patursson wollte mit diesem Kunstwerk die Tiefe des Meeres vermitteln, und vermutlich auch, wie klein und hilflos der Mensch auf hoher See ist. Der Container steht glücklicherweise still, und dennoch waren meine Sinne so in die Irre geführt, dass ich zunächst kaum wagte, einen Fuß in den verspiegelten Raum zu setzen … Irre. Unbedingt ansehen bzw. erleben!!

Blådybet: Als könnte man Hunderte von Metern nach oben und nach unten sehen … Schwindelerregend!

Am Nachmittag erlebten wir dann das Meer, ach, was sage ich: den Nordatlantik – live. Von ausgesuchter Kultur ging es hinaus in unmittelbare Natur.

Bei einem Zwischenstopp im Hotel versorgten wir uns mit wärmeren Klamotten und Fresspaketen, dann fanden wir uns um 13 Uhr am Anleger ein. Mit dem Schoner „Norðlýsið“ sollte es nach Hestur zu einem Grottenkonzert gehen. Aufgrund des starken Windes wurde der Kurs kurzerhand geändert, und wir segelten an die Ostküste der Insel Nolsøy. Mit motorisierten Beibooten fuhren wir in eine der zahlreichen Grotten und lauschten den Klängen der ungewöhnlichen Instrumente. Was leider nicht allen ganz ungetrübt möglich war, da der Seegang  zarten Mägen ganz schön zusetzte … Aus unerfindlichen, aber natürlich sehr willkommenen Gründen erwies ich mich als äußerst seefest. 🙂

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Zurück am Anleger in Tórshavn servierte Kapitän Birgir Enni uns seine köstliche Fischsuppe.

Der Abend war „programmfrei“. Nach dem vormittags geistig und nachmittags körperlich sehr intensiven Tag war so mancher froh, sich früh zurückziehen zu können – ich für meinen Teil war in der Hotelsauna zu finden. Andere ließen den Abend in einem der schönen Lokale in Tórshavn ausklingen. Alle im Wissen, dass wir am nächsten Morgen früh aus den Federn mussten.

 

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